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warm-up.

Von Einer, die (sich) Auszog....
Lisa Glauer
2003
Transportale 
​
Ich ging hinein in die Transportale als anonyme, neugierige Besucherin, verwandelte mich im smART Place des Nordbahnhofs in ein hochschwangeres Aktmodell und kam schließlich aus der Station Nordbahnhof der Transportale als Übersetzerin von Texten für eine von Mario Rizzi´s Kunstaktionen heraus. Meine Rolle änderte sich immer wieder – bis ich nicht mehr genau wusste, wohin ich noch transportiert werden könnte, wo mein Weg begann und endete. Eigentlich wollte ich mich möglichst umfassend über die Transportale insgesamt informieren. Mein Blick blieb aber dann beim Beitrag von Rizzi hängen weil sich mir hier die Möglichkeit bot, auf völlig unerwartete Weise involviert zu sein, nämlich eine Performance als Aktmodell hinzulegen. Der Aktzeichen -Workshop von Mario Rizzi interessierte mich, weil in diesem vehement nichttraditionellen Kontext der S Bahn eine sehr traditionelle Kunstform praktiziert werden sollte. Es drängen sich Fragen auf über public art, Partizipation im Modell-Künstler Verhältnis und Kontext. Inwiefern ändert sich das Aktzeichnen, wenn es in Räumen der S-Bahn geschieht? Was wird in dieser unwahrscheinlichen Situation aus den Menschen, die teilnehmen - aus mir? Laut einem Kommentar zu Rizzi´s Arbeit werden Menschen zu Material, das herumgeschoben wird, vergleichbar mit Öl und Leinwand. Allerdings bleibt ein „unpredictable human factor“1, ein unvorhersehbarer menschlicher Faktor – die Rolle des unberechenbaren Faktors wollte ich gerne ausprobieren. Unberechenbar deswegen, weil Rizzi zunächst nicht wusste, dass ich über diese Arbeit schreiben wollte, dass ich also nicht nur mitmachte, sondern uns alle gezielt beobachtete.
Beim ersten Workshop waren außer Rizzi nur Frauen da. Ich wurde müde, habe aber sehr gerne gezeichnet - es war das erste mal in Jahren, dass ich mir erlaubte, auf so klassische weise abzuschalten. Susanne Bischhof leitete das Aktzeichnen, Rizzi agierte mit Videokamera und riesigem Fotoapparat, sieben Teilnehmerinnen, inklusive mir selber, zeichneten, und zwei schmale Frauen standen Modell. Susanne Bischof erklärte, Rizzi würde sich von jeder Teilnehmerin eine Zeichnung aussuchen und als Gegenleistung für das zur Verfügung gestellte Zeichenmaterial behalten, und er würde die ganze Situation fotografieren. Sie sprach vom Aktzeichnen als einer der wenigen Situationen, in denen das eingehende Betrachten des unbekleideten menschlichen Körpers ausdrücklich erlaubt ist. Wir betrachteten also eingehend. Meine angenehme Konzentration aufs Modell wurde beeinträchtigt, als Rizzi begann, sich mit der Kamera auf mich zu konzentrieren, ich beschloss aber, mich nicht stören zu lassen. 
Bild
​Rizzi interessierte sich schon für meine erste Zeichnung, versicherte mir, dass diese ins „Booklet“ käme, weil die Zeichnung gleichzeitig so entspannt und konzentriert sei, und entschied sich plötzlich, das sei, weil ich schon so sehr „Mamma“ sei. Ich sagte nichts, fasziniert darüber, wie sich meine Transformation von der Zeichnenden in die gezeichnete bzw. fotografierte, zeichnende hochschwangere Frau, höchst klischeehaft, durch seine Worte vollzog.
Ich habe mich schon oft gefragt, wie so etwas im Kopf der Männer passiert. Irgendein Typ interessiert sich für deine Kunst, aber urplötzlich bist Du als Produzierende, schließlich einfach als weiblicher Mensch weitaus interessanter als das, was Du produzierst. Ist es wegen dem ablenkenden vagina envy, wie Jerry Salz in einem Artikel zu Vanessa Beecroft annimmt? Er sagt, daß der Vaginalneid „genauso weit verbreitet ist wie der Penisneid, und wahrscheinlich noch immanenter ist, wenn man bedenkt dass die Mutter aller Neide durch die Unfähigkeit zu gebären entstanden sein könnte.“2 Oder ist dieses Vorgehaltene Interesse als eine Provokation zu verstehen – geht es um die Frage: Macht sie mit?
Rizzi fragte mich, ob ich Lust hätte, beim nächsten mal (als angehende Mamma) Modell zu stehen. Ein merkwürdiger Handel: Er zeigt meine Zeichnung und macht mich zum Modell, und dadurch werde ich in die Position gedrängt, ihn als Künstler anzuerkennen.
Ich frage mich in meiner eigenen Arbeit oft, wie das ist, Modell zu sein, die Abgebildete, und drehe den point of view gerne so um, dass sich eine Ich – erzähl Perspektive ergibt, ähnlich wie im Film. Warum also nicht diese Möglichkeit ergreifen und meinen Körper bewusst für dieses Experiment verleihen _- gerade weil meiner sich in einem zeitlich begrenzten Ausnahmezustand befindet?
Die nächste Woche posierte ich abwechselnd mit einem sehr schmalen Modell, dass sich die Schamhaare rasiert hatte. Susanne und Rizzi fragten mich, ob ich denn Lust hätte, in den Pausen zu zeichnen, was ich dann gerne machte. Wieder wurde ich als Zeichnende und Gezeichnete fotografiert.
Am nächsten Tag ging ich wieder zur S-Bahn Station, um alleine fotografiert zu werden, erst bekleidet, dann wieder als Akt. Als ich erzählte, dass ich unter Anderem für einen Verlag übersetze, fragte er mich, ob ich für ihn einige Texte vom Italienischen ins Englische übersetzen und redigieren könnte, und, durch diesen neuen Rollenwechsel, durch meinen Status als Übersetzerin sozusagen wieder bekleidet, ergriff ich sofort die Möglichkeit. 
Bild
​Im „Booklet“ der Transportale Aktion sehe ich mich auf mehreren Seiten in meinen verschiedenen Rollen abgebildet. Meine Zeichnung des anderen Modells ist auch auf einer ganzen Seite abgebildet, jedoch als Ausschnitt, so das die Komposition verändert wurde. Das andere, ausschließlich unbekleidet fotografierte, sehr schmale Modell sieht aus, als hätte sie die gängigen Idealmasse. Mein Körper kontrastiert - durch die Schwangerschaft geschwollen, erscheine ich verschwommen hinter einer Staffelei, mit schweren Brüsten, die Hand erhoben, auf der gegenüber liegenden Seite; mit müdem Gesicht direkt gegenüber dem Modell auf einer Weiteren. Auf die Frage warum Vanessa Beecroft mit ihren Bildern und Performances von ideal gebauten Frauen und Männern derzeit so einen Erfolg hat, vermutet John Dentino banal: „Ich glaube das abgespreizte Finger, Wein schlürfende Volk wird eigentlich, unbewusst, durch den Anblick der rasierten Möse verführt, genau wie wir anderen.“3 Jerry Salz dagegen interpretiert ihren Erfolg als eine Möglichkeit, das, was Frauen zum Objekt macht als Frau selbst als Werkzeug zu verwenden. Es geht also um die Vermutung, dass ich, dadurch, daß ich mich selber zum Objekt mache, anstatt gemacht zu werden, die Macht über meinen Körper an mich nehme. Der „Blick“ prallt also gegen meinen Willen: ich mache, ich lasse zu – oder auch nicht. Salz beschreibt in seiner Rezension das Bild von Courbet The Origin of the World, als „the female sex in its full hairy glory“4 im Gegensatz zur nicht ganz ein zu ordnenden “depilated female pubis that has become a cultural norm”. Analog hierzu stehen meine vielen körperlichen Versionen im Gegensatz zur, der kulturellen Norm entsprechenden, Körperlichkeit des zweiten Modells. Meine Kleider, auf einem Stuhl abgelegt fotografiert, deuten auf mein Leben außerhalb der Transportale- ich bringe damit die Betrachter die Bahnhoftreppe hoch zurück nach draußen, in das Leben außerhalb des Bildes. Die ideale, nackte Frau dagegen bleibt hier in der Kunst gefangen.
(Footnotes)
1 Eva Neklyaeva, It will Happen, Poster zur Aktion, Mai 2003, Kuenstlerhaus Bethanien
2 Jerry Salz, “Pudenda Agenda.“ The Village Voice April 5, 2002
3 John Dentino,
4 Jerry Salz, “Pudenda Agenda.“ The Village Voice April 5, 2002
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