Beyond Reproduction. Mothering, 26.02.2011 - 25.04.2011
Kunstraum Kreuzberg/Bethanien Kuratorin: Felicita Reuschling Gefördert durch Hauptstadtkulturfonds, Böll Stiftung Pressetext: "Die Berufstätigkeit von Müttern steht heutzutage auf der Werteskala der modernen Gesellschaft ganz oben. Aber wie bewerkstelligen Frauen den Balanceakt zwischen Berufstätigkeit und Familie? Wie gestaltet sich Mütterlichkeit in Strukturen zwischen Kind und Beruf, in denen sich die Rolle des Mannes kaum verändert hat? Die Ausstellung “Beyond Re/Production: MOTHERING” reflektierte zeitgenössische künstlerische und dokumentarische Ansichten zum Thema Mutterschaft und dem damit verbundenen Bild von Fürsorglichkeit. Die Wunsch- und Angstbilder, die mit der sozialen Figur der Mutter im gegenwärtigen biopolitischen Umbruchsprozess verknüpft sind, sollen sichtbar gemacht werden. Gemeinsam mit dem umfangreichen Begleitprogramm versteht sich die Kunstausstellung als Bestandteil eines feministischen Diskussionsprozesses, der die Situation von berufstätigen Müttern und der (damit einhergehenden) Verbreitung von schlecht bezahlter Haus- und Pflegearbeit als symptomatischen Ausdruck der sozialen Reproduktion in neoliberalen Gesellschaften aufgreift, die wiederum ohne weibliche Arbeitsmigration nicht denkbar wäre." Künstler_innen: Ditte Bjerg / Fillipa Berglund, Dänemark; Lizza M. David / Claudia Liebelt, Berlin; Margi Geerlinks, Niederlande; Lisa Glauer, Weimar; Sibylle Hofter, Berlin; Natalia Iguiniz, Peru; Elzbieta Jablonska, Polen; Verena Jaekel, Berlin; Lenka Klodova, Tschechien; Kate Kretz, USA; Christine Lohr, Berlin; Janina Moebius, Berlin; Tracey Moffatt, Australien; Dulce Pinzón, USA; Heike Ruschmeyer, Berlin; Mary Sibande, Südafrika; Moira Zoitl, Berlin; Migrants Rights Centre Ireland: Aoife Smith, Irland; TIWA (Taiwanese International Workers Association), Taiwan |
Die Ausstellung scheint zu bestätigen, dass die, ganz und vielleicht nur verdächtig differenzfeministisch als weiblich beschriebene Verhaltensweisen, die dann der Arbeit von Frauen zugeschrieben wird, und mit den Begriffen weniger „hart“ oder „weich“ (Bourdieu) subsumiert, einfach weniger markttauglich sind – ähnlich der weniger gut bezahlten Arbeit der typischen Frauenberufe die in der Regel mit Sorge- oder Vermittlungsarbeit verbunden werden: Erzieherin, Grundschullehrerin, Krankenschwester oder Kunstvermittlerin, wie in der genannten Ausstellung untersucht wurde. Auf die Kritik, dass zunehmend Männer ähnliche Arbeit verrichten oder dass die Bezeichnung „Frauenberufe“ an sich eine Stigmatisierung vornimmt, die das Problem der Ungleichheit erst herstelle, muss geantwortet werden, dass die Verunsichtbarung der Geschlechterdifferenzen im Arbeitsumfeld und damit einhergehenden vermeintlichen Objektivierung der Leistungsbewertung die entlang der Geschlechter ungleich verteilten Machtverhältnisse nicht aus der Welt schafft. Es macht es nur, wie Federici auch betont, schwierig bis unmöglich, für Betroffene darüber zu sprechen. Federici bespricht dass die Verwendung des Begriffs der “affektiven Arbeit“ bei Hardt und Negri und die vermeintliche Ausdehnung der Fabrik in die soziale Sphäre eigentlich umgekehrt zu sehen ist. Die affektive häusliche Arbeit dehnt sich in die öffentliche Sphäre aus.
Siehe: "Die Verallgemeinerung affektiver Arbeit, ihr Durchdringen sämtlicher Arbeitsformen versetzt uns in eine prä-feministische Situation, in der nicht nur die Besonderheit weiblicher Reproduktionsarbeit, sondern sogar deren Existenz unsichtbar gemacht wird, und mir ihr der Kampf den Frauen auf diesem Terrain führen." Sivlia Federici, Über Affektive Arbeit. In: Beyond Reproduction. Mothering in Neoliberalism. Berlin. S. 33. |